Schritt 4: Nachbereitung durch die Verwendung von Indikatoren im Rahmen der Überwachungs- und Evaluierungssysteme

Den Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltungsbehörden in den Mitgliedstaaten wird empfohlen, bei der Auswahl und Formulierung der unter Verwendung des ESF+ und des EFRE vorgesehenen Maßnahmen zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben Schritt 3 zu berücksichtigen. Dabei sollten sie die gewünschten Ergebnisse sowie die damit verbundenen Indikatoren für die Fortschritte und die Veränderung prüfen, um das Erreichen der Ergebnisse zu nachzuverfolgen. Das folgende Beispiel zeigt, wie Interessenvertreterinnen und -vertreter unter Verwendung eines stufen- bzw. schrittweisen Verfahrens das wichtigste Ziel und die Maßnahmen für Fortschritte im Hinblick auf dieses Ziel überprüfen sowie Indikatoren[1] als Basis für Maßnahmen, die Überwachung und Evaluierung heranziehen können.

Gleichstellungsziel: bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Eltern und Menschen mit Betreuungspflichten

Es wird darauf hingewiesen, dass es sich bei diesen Indikatoren[2] lediglich um Beispiele handelt.

Leistungsindikatoren

  • Verstärktes Angebot an öffentlich finanzierten, flexiblen und hochwertigen Kinderbetreuungsdiensten
  • Verstärktes Angebot an flexibler, erschwinglicher und hochwertiger Betreuung älterer Menschen, einschließlich digitaler Technologien, gemeinsam genutzter Betreuung und generationenübergreifender Betreuungsdienste
  • Verstärkte Bereitstellung öffentlich finanzierter, flexibler und hochwertiger Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen, einschließlich Kindern
  • Erhöhte Mittelzuweisungen für den Ausbau des Arbeitskräftepotenzials für die soziale Betreuung, die Pflege älterer Personen und die Kinderbetreuung
  • Verbesserter Zugang zu Betreuungseinrichtungen und -diensten zur Förderung der Erwerbsbeteiligung
  • Mehr Verfahren von Arbeitgebern/Unternehmen zur Unterstützung flexibler Arbeit und alternativer Arbeitsregelungen
  • Größere Autonomie der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei der Festlegung eigener Arbeitszeitregelungen
  • Stärkere Einbeziehung von Männern in Betreuungs- und Pflegeberufe und verbesserte Arbeitsbedingungen für Frauen und Männer, die im Betreuungs- und Pflegebereich tätig sind

Ergebnisindikatoren

  • Höherer Anteil der Zeit, den Männer mit betreuungsbezogenen Tätigkeiten verbringen
  • Verstärkte Beschäftigung von Frauen und Männern in formeller Pflegearbeit
  • Bessere Arbeitsbedingungen für Frauen und Männer im Pflegesektor
  • Besserer Zugang zu bezahlter Arbeit und mehr bezahlte Arbeitsstunden für Frauen, einschließlich Migrantinnen
  • Verstärkte Nutzung alternativer Arbeitsregelungen

Wirkungsindikatoren

  • Gerechtere Aufteilung der Betreuungs- und Pflegeleistungen
  • Gerechtere Zeitverwendung zwischen Frauen und Männern
  • Besseres wirtschaftliches, körperliches und psychisches Wohlbefinden und bessere Gesundheit von Frauen und Männern, einschließlich Migrantinnen und Migranten
  • Höhere Steuereinnahmen durch mehr Beschäftigte und aus dem (geschlechtsdifferenzierten) Pflegesektor
  • Steigerung der wirtschaftlichen Leistung durch mehr Beschäftigung

 Tschechien Republik: Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Frauen und Männer

Tschechien arbeitet mit unterschiedlichen Maßnahmen unter Verwendung der Mittel des ESF und EFRE sowie nationaler Fonds an einer verbesserten Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und einer besseren Situation der Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Derzeit sind die Frauen im Land auf dem Arbeitsmarkt in vielfältiger Weise benachteiligt:

  • der Zugang zu Beschäftigung ist für Frauen eingeschränkter als für Männer;
  • der berufliche Aufstieg von Frauen entspricht nicht dem der Männer;
  • an Frauen werden im Vergleich zu den Männern größere zeitliche Anforderungen im Hinblick auf die Vereinbarkeit von bezahlter Arbeit und Betreuungsaufgaben gestellt;
  • es besteht ein signifikantes geschlechtsspezifisches Lohngefälle zum Nachteil der Frauen.

Das Fehlen öffentlicher Kinderbetreuung und der Mangel an erschwinglichen Alternativen erschwert die Teilnahme der Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Die Daten der OECD zeigen, dass es in Tschechien die niedrigste Beschäftigungsquote von Müttern mit Kindern unter zwölf Jahren in den EU-Mitgliedstaaten sowie ein niedriges Beschäftigungsniveau von Frauen mit Kindern unter drei Jahren gibt [3]. Diese Herausforderungen sollen mit einer Reihe von Maßnahmen angegangen werden, bei denen öffentliche Mittel mit den Mitteln der ESI-Fonds kombiniert werden. Derzeit wird beispielsweise im Rahmen des operationellen Programms von Prag ein Netz erschwinglicher und vor Ort zur Verfügung stehender Kinderbetreuungsdienste entwickelt. Durch das Schließen der Dienstleistungslücken sollen Frauen die Möglichkeit erhalten, Arbeit und Privatleben zu vereinbaren. Das neue Programm umfasst Bildungsprogramme für Vorschullehrerinnen und -lehrer und für neue oder bereits tätige Unternehmerinnen und Unternehmer im Vorschulbereich. Als eine legislative Maßnahme erfolgte die Einführung von Vaterschaftsurlaub, um es Männern zu ermöglichen, sich in die Kinderbetreuung einzubringen [4]. Dieser steht Vätern oder allen sorgeberechtigten Personen mit Kindern im Alter von bis zu sieben Jahren offen.

Durch die Kombination der Mittel aus zwei Fonds wird in Tschechien im Rahmen des ESF- Programms an Maßnahmen zur Einführung flexibler Arbeitszeitregelungen für eine bessere Vereinbarkeit von bezahlter Arbeit und Betreuungsaufgaben gearbeitet. Gleichzeitig zielen die Mittel aus dem EFRE auf Investitionen in die Kinderbetreuungsinfrastruktur zum Aufbau und Betrieb eines landesweiten Netzes erschwinglicher und vor Ort zur Verfügung stehender Kinderbetreuungsdienste.

Weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben umfassen Bildung, Sensibilisierung und Konsultationen mit Arbeitgebern, direkte finanzielle Unterstützung zur Einführung flexibler Arbeitszeitregelungen durch Lohnzuschüsse sowie die Überwindung von Geschlechterrollen und die Förderung des Verständnisses für die geschlechtsspezifische Diskriminierung durch Weiterbildung und Sensibilisierung. Initiativen zur Förderung des Engagements von Männern bei der Kinderbetreuung und der Pflege anderer betreuungsbedürftiger Personen sind ebenso wichtig und wurden von Sensibilisierungsmaßnahmen, Informationen zu dem Thema, Weiterbildungsmaßnahmen für Männer in der Betreuungsarbeit sowie von der Unterstützung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für männliche Arbeitnehmer und einem Beratungsangebot für Männer zum Elternurlaub begleitet.