Was hat die Berücksichtigung des Gleichstellungsaspekts bei der Haushaltsplanung mit den Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männern zu tun?

Betrachten Sie dieses aktuelle Bild der Mitglieder des Europäischen Rates. Wie viele Frauen und wie viele Männer sind darauf zu sehen?

The European Council’s members picture

Foto: https://newsroom.consilium.europa.eu/events/20190322-european-council-march-2019-day-2

Denken Sie an die „Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männern“, wenn sie die Zusammensetzung des Europäischen Rates betrachten, und stellen Sie sich die Frage, warum in diesem Rat mehr Männer als Frauen sind.

In den EU-Mitgliedstaaten gibt es sowohl bezahlte Arbeit als auch unbezahlte Betreuungsarbeit, die von von Frauen und Männern ausgeübt wird. Dabei ist zu berücksichtigen,

Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern finden sich nicht nur auf dem Gebiet der bezahlten und unbezahlten Arbeit. Sie betreffen auch andere Bereiche – wie Gesundheit, Macht, Bildung und das allgemeine Zeitbudget. Die brutalste Manifestation von Ungleichheit zwischen Frauen und Männern stellt die Gewalt gegen Frauen dar, die alle Bereiche und Sphären des Lebens betrifft. Die Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen ist eine Priorität der EU und ihrer Mitgliedstaaten. Diese Verpflichtung wird in den grundlegenden Dokumenten der EU zur Politik der Gleichstellung der Geschlechter[1] bekräftigt. Vor Kurzem hat die EU diese Verpflichtung durch die Unterzeichnung eines wichtigen regionalen Rechtsinstruments zur geschlechtsspezifischen Gewalt – das Übereinkommen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Übereinkommen von Istanbul) – erneut bekräftigt. Für die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen sind angemessene Mittel erforderlich, die innerhalb des Programmplanungszyklus der EU-Fonds berücksichtigt werden sollten[2].

Intimate partner violence costs us all.
©EIGE. 

Weitere Informationen zu den geschlechtsspezifischen Ungleichheiten in Ihrem Land finden Sie im Gleichstellungsindex des EIGE. Sie finden dort Statistiken zu einer Reihe von Bereichen, darunter Arbeit, Geld, Wissen, Zeit, Macht, Gesundheit und Gewalt gegen Frauen sowie Hinweise auf sich überschneidende Ungleichheiten – d. h. weitere soziodemografische Merkmaln wie Alter, Nationalität, Religion, sexuelle Ausrichtung oder Behinderung haben einen zusätzlichen Einfluss.

In Tabelle 1 finden Sie einige Beispiele zu geschlechtsspezifischen Mustern bei Beschäftigung, Betreuungsarbeit und Gewalt in vier EU-Mitgliedstaaten[3]:

Tschechische Republik

Beschäftigung‑ squoten

- Die Beschäftigungsquote in Vollzeitäquivalenten ( VZÄ) liegt bei Frauen bei 46 % und bei Männern bei 65 %.

 

- 10 % der Frauen arbeiten in Teilzeit, bei den Männern sind es dagegen 3 %.

Mit Betreuung verbundenes Zeitbudget - 33 % der Frauen und 20 % der Männer betreuen mindestens eine Stunde täglich Familienmitglieder.

 

- 86 % der Frauen und 12 % der Männer kochen und verrichten täglich Hausarbeiten.

Gewalt gegen Frauen - 32 % der Frauen haben seit dem Alter von 15 Jahren mindestens einmal physische und/ oder sexuelle Gewalt erfahren.

 

- Durch Gewalt gegen Frauen entstehen Tschechien jährlich Kosten in Höhe von 4,7 Mrd. EUR aufgrund der verlorenen Wirtschaftsleistung, Beanspruchung von Dienstleistungen und individuellen Kosten.

Estland

Beschäftigung‑ squoten

- Die Beschäftigungsquote in Vollzeitäquivalenten ( VZÄ) liegt bei Frauen bei 50 % und bei Männern bei 64 %.

 

- 15 % der Frauen arbeiten in Teilzeit, bei den Männern sind es dagegen 7 %.

Mit Betreuung verbundenes Zeitbudget - 35 % der Frauen und 31 % der Männer betreuen mindestens eine Stunde täglich Familienmitglieder.

 

- 76 % der Frauen und 45 % der Männer kochen und verrichten täglich Hausarbeiten.

Gewalt gegen Frauen - 34 % der Frauen haben seit dem Alter von 15 Jahren mindestens einmal physische und/ oder sexuelle Gewalt erfahren.

 

- Durch Gewalt gegen Frauen entstehen Estland jährlich Kosten in Höhe von 590 Mio. EUR aufgrund der verlorenen Wirtschaftsleistung, Beanspruchung von Dienstleistungen und individuellen Kosten.

Deutschland

Beschäftigung‑ squoten

- Die Beschäftigungsquote in Vollzeitäquivalenten ( VZÄ) liegt bei Frauen bei 40 % und bei Männern bei 59 %.

 

- 47 % der Frauen arbeiten in Teilzeit, bei den Männern sind es dagegen 11 %.

Mit Betreuung verbundenes Zeitbudget - 50 % der Frauen und 30 % der Männer betreuen mindestens eine Stunde täglich Familienmitglieder.

 

- 72 % der Frauen und 29 % der Männer kochen und verrichten täglich Hausarbeiten.

Gewalt gegen Frauen - 35 % der Frauen haben seit dem Alter von 15 Jahren mindestens einmal physische und/ oder sexuelle Gewalt erfahren.

 

- Durch Gewalt gegen Frauen entstehen Deutschland jährlich Kosten in Höhe von 36 Mrd. EUR aufgrund der verlorenen Wirtschaftsleistung, Beanspruchung von Dienstleistungen und individuellen Kosten.

Spanien

Beschäftigung‑ squoten

- Die Beschäftigungsquote in ( Vollzeitäquivalenten) VZÄ liegt bei Frauen bei 36 % und bei Männern bei 50 %.

 

- 25 % der Frauen arbeiten in Teilzeit, bei den Männern sind es dagegen 8 %.

Mit Betreuung verbundenes Zeitbudget - 56 % der Frauen und 36 % der Männer betreuen mindestens eine Stunde täglich Familienmitglieder.

 

- 85 % der Frauen und 42 % der Männer kochen und verrichten täglich Hausarbeiten.

Gewalt gegen Frauen - 22 % der Frauen haben seit dem Alter von 15 Jahren mindestens einmal physische und/ oder sexuelle Gewalt erfahren.

 

- Durch Gewalt gegen Frauen entstehen Spanien jährlich Kosten in Höhe von 21 Mrd. EUR aufgrund der verlorenen Wirtschaftsleistung, Beanspruchung von Dienstleistungen und individuellen Kosten.